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Unterwegs entlang der Drau

Reisetipps

Eine Reise im Camper für das Dokumentarfilmprojekt: The river inside

Alles begann mit einer “einfachen” Idee für einen Film wie die Reise eines Flusses. Die Drau mit ihrer Quelle bei Toblach in Südtirol sollte uns ihre Strecke vorgeben und uns vorbei an den Osttiroler Dolomiten, den Pohorje Hügeln in Slowenien und durch die Weiten der Baranja in Kroatien bis nach Aljmas, wo der Fluss schließlich in die Donau mündet, führen.
Als Schüler einer Dokumentarfilmschule würde es unser Diplomfilm werden, doch es war nicht unsere Absicht eine Doku über den Fluss zu schaffen, sondern verschiedene Lebensgeschichten durch das blaue Band zu verbinden. So zogen wir Anfang des Jahres los um alles vorzubereiten für einen Film entlang der Drau, eine Reise, ein kleines Abenteuer.
Schon bald kamen wir zum Schluss, dass es die einfachste Möglichkeit sein würde im Wohnmobil zu reisen. Dadurch würden wir das volle Maß der Freiheit genießen und uns dabei ganz auf die Arbeit konzentrieren können. Allein der Zeitraum machte uns etwas Sorgen. Im März könnte es schon frühsommerliche Temperaturen haben, doch genauso noch die letzten Wintertage nach sich ziehen. Das mussten wir bei der Camperwahl schließlich mit einkalkulieren um auf alles vorbereitet zu sein. Die Suche dauerte schließlich nicht lange und schon bald hatten wir das passende Modell gefunden. Der Camperverleih der Firma McRent in Isny im Allgäu machte uns ein Top-Angebot und stellte uns den Globebus I1 zur Verfügung.

Mit Wohnmobil entlang der Drau The River inside

Am 1. März machten wir uns auf den Weg nach Isny im Allgäu um unser neues Zuhause für die nächsten 26 Tage abzuholen. Die Übergabe verlief alles andere als kompliziert und nach einer ausführlichen Einweisung in die verschiedenen Vorzüge des Wohnmobils konnte die erste Fahrt auch schon losgehen, wobei es zunächst zurück nach Bozen ging um dort den Camper für die weitere Reise vorzubereiten. Vor allem der Fahrkomfort machte sich bei uns gleich bemerkbar, wobei die breite Windschutzscheibe, durch die man eine gute Übersicht genießt, unsere Begeisterung weckte. Schon bei der Abfahrt kam mir der Vergleich mit einer Kinoleinwand in den Sinn, wobei in diesem “Film” die Straße und die umgebende Landschaft die Hauptrollen spielten. Tags darauf standen wir allerdings vor dem ersten Problem. Wie sollten vier Personen (drei davon waren zudem größer als 1,85m…) mit all ihrem Gepäck plus dem nötigen Filmequipment auf ca. 12 m² Platz haben? Wie sollten wir mehr als drei Wochen in ein und demselben Fahrzeug essen, schlafen und uns von der Arbeit erholen? Für einen Moment machte sich so etwas wie Panik breit, doch nach einigem Hin- und Herprobieren fand alles Wichtige seinen Platz und so langsam stieg die Vorfreude auf die hoffentlich unvergesslichen Erlebnisse. Doch zuerst mussten noch der Kühlschrank gefüllt werden und nachdem das auch noch erledigt war konnte es endlich losgehen. Die Sonne schien uns noch einmal zum Abschied, sie sollte in den folgenden Wochen leider nur mehr ein seltener Weggefährte sein.

IMG_6829-200x300Die erste Etappe führte uns nicht allzu weit. Gut 130 km entfernt von Bozen liegt Kartitsch, ein kleines Bergdorf in 1300m Höhe, vom Schnee tief eingedeckt und umgeben von den Lienzer Dolomiten und den Karnischen Alpen. Wir hatten dort den ersten Stopp geplant um für ein paar Tage mit einem unserer Protagonisten drehen zu können. Gleich neben dem Haus von Sonja, deren früheste Kindheit mit den Wirren des zweiten Weltkrieges verbunden ist, konnten wir unser Lager aufbauen. Dadurch durften wir die Nähe zu unserem „Arbeitsplatz“ genießen, doch durch die Wahl im Wohnmobil zu reisen hatten wir stets die Möglichkeit uns zurückzuziehen, was sich sowohl für uns als auch für unsere Gastgeberin Sonja und ihre Familie als äußerst positiv herausstellte. So waren wir für die Arbeit bestens gerüstet und auch die ersten Tage im Wohnmobil verliefen reibungslos. Mit der Zeit fanden wir uns immer besser zurecht und wir entdeckten noch einige leere Ecken, die schließlich noch gefüllt wurden um mehr Platz zur Verfügung zu haben. Was uns mehr als positiv überrascht hat, war die Heizung des Globebus I1. An manchen Nächten sank die Temperatur auf -10°C, doch auch bei tiefsten Temperaturen wurde unser Schlaf in keiner Weise beeinträchtigt. Da wir an den Strom angeschlossen waren, konnten wir uns das Gas für die weiteren Tage sparen. Ein weiteres Highlight des Wohnmobils waren die Kochstellen. Der mit Gas betriebene Herd bot uns alle Möglichkeiten und dank der Kochkenntnisse unseres italienisch-deutsch gemischten Teams fehlte es uns auch in Sachen Verköstigung an nichts. Steaks mit Kartoffelpüree, Rotwein-Risotto mit Porree oder Pasta mit einer Pilzrahmsauce waren nur ein paar der Höhepunkte, mit denen wir und zwischenzeitlich zum Kräftetanken belohnt haben.

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Nach getaner Arbeit in Kartitsch führte uns unser Weg weiter in die zweitgrößte Stadt Sloweniens, Maribor, die Kulturhauptstadt Europas des Jahres 2012. Dort durften wir bei unseren Freunden des Kulturzentrums „Gustaf“ bei Bedarf nach Hilfe fragen und die Sanitätsanlagen benutzen, sowie Strom beziehen. Das Gelände der einstigen Militärbäckerei Pekarna, bildete für uns den optimalen Rückzugsort zu Abend und bei Nacht um untertags Maribor und die Umgebung zu erkunden, wobei wir auch hier wieder schon im Voraus recherchiert hatten und für ein paar Tage mit einem weiteren Protagonisten arbeiten würden. Doch schon am ersten Tag machte uns das Wetter einen ordentlichen Strich durch die Rettung, da wir eigentlich soviel wie möglich im Freien drehen wollten. Bei strömenden Regen blieb uns aber nichts anderes übrig, als uns nach drinnen zurückzuziehen und auf besseres Wetter zu warten. Nach einem kurzen Überprüfen des Wetterberichts war uns bald klar, dass wir umsonst warten könnten. Die Prognosen waren alles andere als positiv, vielmehr sollte uns noch mehr Regen, ja sogar ein erneuter Kälteeinbruch mit Schnee erwarten. Trotz allem versuchten wir unsere Arbeit so gut wie möglich fortzusetzen und nutzten jede regenfreie Minute um uns nach draußen zu wagen und nach all den Mühen hatten wir uns nach gut einem Drittel der Reise einen ersten freien Tag redlich verdient. Doch auch an jenem Tag hatte es Petrus alles andere als gut mit uns gemeint und ließ es wie aus Eimern gießen ehe er Schneeflocken auf den Boden niedersinken ließ. Somit blieb uns nichts anderes übrig als im Wohnmobil zu verharren. Erstmals machte sich Unmut breit, der Platzmangel war zu spüren und das Wetter drückte deutlich auf die Stimmung. Irgendwie versuchten wir und zu beschäftigen und Rast zu finden, nicht allen gelang es bis zum Schluss.

Am folgenden Tag mussten wir früh raus, weshalb wir beschlossen Maribor für diese Nacht hinter uns zu lassen und gleich vor Ort in einer kleinen Gemeinde Namens Duplek zu übernachten. Auch hier machte sich wieder der Vorteil des Campers bemerkbar. Kurzfristig konnten wir Entscheidungen treffen, ob, wann und wo wir Halt machen und evtl. die Nacht verbringen wollten. Duplek war im November 2012 schwer vom Hochwasser der Drau betroffen. Zufälligerweise befanden wir uns damals in Duplek, als wir auf Recherche-Tour waren. In der ganzen Gemeinde herrschte Chaos, doch inmitten dessen spielten zwei Kinder, Klara und Klemen, mit den Feuerwehrschläuchen oder auf überfluteten Straßen. Sie standen damals im Fokus unserer Kamera und bescherten uns trotz des Ausmaßes der Zerstörung ein paar Glücksmomente und Bilder von besonderem Ausmaß. Nun waren wir also zurückgekehrt um erneut mit Klara und Klemen vor der Linse zu arbeiten und ihnen mehr Gewicht im Film zu geben. Doch diesmal waren die Voraussetzungen ganz andere. Die ganze Nacht hatte uns der Wind um den Camper gepfiffen, Schnee und Eis bedeckten die Straßen und am Morgen hingen zentimeterlange Eiszapfen am Wohnmobil. Trotzdem hatten wir die Nacht über nicht unter Kälte zu leiden. Erneut waren wir  von der Heizung beeindruckt. Immerhin war für die folgenden Tage die Arbeit im Inneren geplant und als sich das Wetter nach gut 48h wieder einigermaßen beruhigt hatte, konnten wir uns erneut nach draußen wagen. Allerdings blieben wir durch die Schneemengen in unserer Arbeit eingeschränkt, außerdem waren einige der Straßen entlang des Flusses im Schlamm versunken, wodurch es für uns keine Möglichkeit gab sich  dem Fluss zu nähern. Erneut beschlossen wir einen Tag Pause zu machen und erneut meinte es Petrus nicht gut mit uns und schenkte uns Regen. Ein Gefühl von Lagerkoller machte sich breit und so beschlossen wir noch am selben Abend die Fahrt nach Osijek im Osten Kroatiens anzutreten in der Hoffnung der schlechten Wetter enteilen zu können. Zwar war der Himmel noch mit Wolken bedeckt, doch dann und wann ließen diese ein paar Sonnenstrahlen durch, was die Stimmung sofort wieder anhob.

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Osijek ist z.T. noch immer von den Spuren des Krieges Anfang der 90er gezeichnet, doch zahlreiche junge Leute mit denen wir Bekanntschaft schlossen wollen die Vergangenheit aufarbeiten um ein friedliches Zusammenleben zu garantieren. Allerdings wäre es für unser Projekt schwierig geworden auf geschichtliche Details einzugehen und so beschlossen wir einfachere Momente entlang des Flusses einzufangen. Immerhin hatten wir die Arbeit mit unseren fixen Protagonisten abgeschlossen, weshalb genau diese Art der Arbeit von nun an auf der Tagesordnung stand. Lediglich ein Ausflug auf dem Boot bildete noch einmal die Ausnahme, doch wie hätte es auch anders sein können und genau an jenem Tag erwartete uns wieder Regen und auch dieser Plan landete schließlich im Wasser. Leider konnten wir nicht allzu lange in Osijek bleiben, sondern mussten nach drei Tagen wieder den Rückweg antreten. Immerhin waren noch die letzten drei Stopps geplant, einer in Donji Miholjac und einer in Varazdin (jeweils in Kroatien) ehe wir noch bei der Quelle in Toblach vorbeischauen wollten. Dabei waren wir auch vom Zufall abhängig, doch die Realität bescherte uns noch das ein oder andere Geschenk. Während wir in Donji Miholjac an einem seeähnlichem Teilstück der Drau Aufnahmen erledigten, landeten wir inmitten eines Privatfestes und wurden gleich eingeladen mitzufeiern. Es war ein weiteres Beispiel kroatischer Gastfreundschaft und wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Dankend nahmen wir dieses Geschenk an und versuchten unsere leeren Akkus aufzuladen, da wir gen Ende der Tour sichtlich müde waren. So probierten wir auch die letzten Tage noch unseren Drehplan durchzuziehen, doch anstatt Sonnenschein erwartete uns noch einmal Schnee und Kälte. Deswegen reichte es uns allmählich und wir beschlossen einen Tag früher nach Bozen zurückzukehren um zumindest in Ruhe aufräumen und den Camper reinigen zu können.

Wir waren erschöpft und froh heimzukehren, doch auf der anderen Seite hätte die Reise gerne einfach weitergehen können. Doch nun war der Zeipunkt gekommen, an dem wir uns von unserem wackeren Weggefährten verabschieden mussten und brachten ihn mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück nach Isny und vielleicht gibt es ja ein nächstes Mal…