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Wiedersehen in Griechenland

Wiedersehen in Griechenland

Reisetipps

Zwei Männer und ein Wohnmobil auf der Suche nach dem Urlaubsparadies von früher – Eine Rundreise über die Peloponnes

„Ein Schiff wird kommen und meinen Traum erfüllen und meine Sehnsucht stillen, die Sehnsucht mancher Nacht …“ So schön laut und schief können nur Männer singen, die allein in Urlaub fahren. Männer wie Karl (51) und Walter (68). Wen stört es da, dass sie in ihrem Wohnmobil oben auf dem Brenner noch weit entfernt sind vom Meer? Erst am nächsten Abend wird ihr Schiff kommen und sie vom italienischen Hafen Ancona nach Patras in Griechenland bringen. Eine Erinnerungsreise in die eigene Vergangenheit soll dieser Urlaub werden. Wie oft hatte Fotograf Karl Holzhauser seinem Begleiter Walter Renzer von der Halbinsel Peleponnes vorgeschwärmt, von ihren breiten langen Sandstränden, den fruchtbaren Tälern und rauen Karstlandschaften. Und natürlich von den antiken Kulturstätten, von Olympia.

Mindestens acht Mal hatte er in jungen Jahren in Griechenland Urlaub gemacht, immer in seinem selbst ausgebauten Mercedes 407. Gerade den Führerschein in der Tasche ging es mit 18 Jahren los, quer durch Jugoslawien führte ihn damals die Reise über den berüchtigten Autoput. „Das war wirklich abenteuerlich“, erinnert sich der Augsburger. Unterwegs kommt Karl jetzt oft auf früher zu sprechen. „Die Griechen waren so unglaublich freundlich und hilfsbereit damals, gleichzeitig aber auch so geschäftstüchtig und auch ein bisschen schlitzohrig. Ob das wohl immer noch so ist? Ob wir wohl den kleinen Campingplatz wiederfinden,“ sinniert Karl, „wo ich mich damals rettungslos in die schwarzhaarige Eleni verliebt habe?“ Und ob das Grillfleisch immer noch so gut schmeckt. Ob, ob, ob?

Die vergangenen vier Jahre waren anstrengend gewesen. Der Augsburger Fotograf hatte sein eigenes Geschäft aufgebaut und sich keinen einzigen freien Tag gegönnt. Dieser Urlaub in einem Dethleffs Globe 4 soll ihm deshalb vor allem eines bringen: Entspannung, Ruhe und Erholung. Die Fähre läuft im Hafen von Ancona ein. Die beiden Freunde haben „Open Deck“ gebucht und ergattern auf dem Schiff sogar einen der begehrten Außenplätze. Open Deck ist Camping an Bord und heißt, dass die Urlauber unterwegs im Auto bleiben und schlafen können. Holzhauser und Renzer genießen so ihr schwimmendes Wohnmobil; vom Fenster aus geht der Blick direkt aufs Meer, Vorfreude auf Griechenland inklusive. Der Hafen von Patras empfängt die Freunde am nächsten Tag mit strahlendem Sonnenschein. 990 Kilometer Seereise liegen hinter ihnen.

Griechenland 1
Hier herrscht bereits geschäftiges Treiben: Mopeds, Wohnmobile, Lastwagen. Bäuerinnen bieten lautstark Tomaten, Käse und Wein an und Hausfrauen ihre Zimmer für Rucksacktouristen. Lkw bahnen sich hupend ihren Weg. Karl nimmts gelassen und steuert den Dethleffs in aller Ruhe aus dem Gewühle, fast eine dreiviertel Stunde dauert das. Was soll’s? Beide sind angekommen – haben ja Zeit. Nach 20 Jahren und Reisen in alle Welt genießt Karl das Wiedersehen mit seinem Griechenland. Von Patras geht die Reise über bestens ausgebaute Straßen rund 80 Kilometer weiter nach Süden, vorbei an Kato Achia und Varda und quer über die Halbinsel Kyllini in das gleichnamige Dorf direkt am Meer. Jetzt werden die Straßen enger. Kein Problem, denn in Griechenland heißt das ungeschriebene Gesetz: Der Größte und Stärkste hat Vorfahrt. Und da ist der Globe 4 natürlich ganz vorn mit dabei.Nach nur knapp zwei Stunden haben die Augsburger ihr erstes Ziel erreicht, den Campingplatz Melissa. Problemlos gibt es jetzt im Oktober einen schönen Stellplatz direkt am Strand. Auf einer kleinen Anhöhe, etwa drei Meter über dem Meer, wird das Wohnmobil unter Bäumen standfest gesichert. Der kräftige Wind sorgt für Erfrischung. Doch dann meldet sich auch schon unüberhörbar der Magen. Auf geht´s zum ersten griechischen Essen in die Taverne am Campingplatz. Für 6 Euro gibt´s Gegrilltes mit Salat und dazu noch ein Bier. Rundum satt und zufrieden stellen die Urlauber fest: Das Essen ist noch immer so gut wie früher, die Preise dafür sind moderat. Für heute ist genug erlebt, Karl wirft noch kurz einen Blick auf sein Laptop (WLan meist kostenlos!) und kann beruhigt einschlafen: Auch bei Holzhauser photography in Augsburg ist alles in Ordnung.

Meeresrauschen begleitet die beiden in ihre Träume. Der Kaffee ist fertig! Am nächsten Morgen hat Walter schon fürs Frühstück gesorgt. Im kleinen Laden auf dem Platz, der gleichzeitig als Rezeption dient, gibt es sogar frische Brötchen und eine Auswahl an allem, was man so täglich braucht. Schnell sind die Campingmöbel aus der großen Heckgarage des Globe 4 geholt und aufgestellt. Frühstück im Freien. Die Sonne scheint. Das Leben ist schön. Auf dem Campingplatz Melissa ist nicht nur das Frühstück so, wie es sich Karl und Walter für ihren Urlaub vorgestellt haben. Der Platz liegt etwas abseits der Straße und wird nur von denen angesteuert, die wirklich Ruhe suchen. Wasser und Elektroanschlüsse sind für jeden Stellplatz vorhanden, die Sanitäranlagen sauber. Die Taverne bietet eine ständig wechselnde Auswahl an Speisen. Und der breite Sandstrand fällt sanft ins Meer ab. Bis zu 30 Meter kann man ins saubere Wasser laufen. Oder Joggen am Strand! Walter braucht nach dem langen Sitzen im Reisemobil Bewegung. Sieben Kilometer am Meer entlang, ganz ohne Unterbrechung, das ist sein Tagespensum.

Griechenland 3

Karl nutzt inzwischen die Zeit, sich um sein Äußeres zu kümmern. Die Haare sind lang geworden und vor dem Urlaub gab es keine rechte Gelegenheit, sie zu stutzen. Kein Problem. Der Friseur in Kyllini hat zwei Schnitte zur Auswahl: lang und kurz. Die lange Variante ist drei Zentimeter kurz und für den Urlaub äußerst praktisch, findet Karl, und gönnt sich gleich auch noch eine Nassrasur. Unterwegs kauft er beim Bauern köstliches Olivenöl, Tomaten, Schafskäse. Dazu eine Flasche Retsina im Supermarkt. Das wird das perfekte Abendessen. Als die Sonne später glutrot im Meer versinkt, wird der Fotograf schwach. Eigentlich sollte auch die Kamera Urlaub haben. Aber dieses großartige Schauspiel muss er festhalten. „Wie kommt es nur, dass die Bilder mit spektakulären Sonnenuntergängen immer so kitschig wirken?“, will Walter wissen. „Vielleicht, weil die Natur einfach nicht zu überbieten ist? Oder weil die schönsten Bilder im Kopf erhalten bleiben?“, mutmaßt Karl. Am nächsten Morgen hat Frühaufsteher Walter für eine Überraschung gesorgt. Auf Karl wartet ein Geburtstagstisch mit Päckchen, Glückwünschen und Sekt. Walter hatte alle Geschenke von Kollegen, Freunden und aus der Familie eingesammelt und im Reisemobil versteckt. „Das neue Lebensjahr fängt gut an“, freut sich der jetzt 51-Jährige und bedankt sich später noch per Mail bei den Gratulanten.

Nach drei Tagen geht die Reise weiter gen Süden. Finikounda heißt das nächste Ziel. Das ehemals kleine Fischerdorf liegt ganz im Süden des peloponnesischen Daumens. Allein im Ort gibt es vier gut besuchte Campingplätze, und es gibt noch einen weiteren in der Nähe: Bewegt man sich etwa 5 Kilometer weit nach Osten auf der neuen Küstenstraße Richtung Koroni, kommt man zu einer unscheinbaren Abzweigung, die zum Camping Tsapi weist. Die Straße endet dann an einem schönen Sandstrand. Dieser Campingplatz liegt mitten in der Natur zwischen Olivenhainen und ist umgeben von dichten Bougainvillea und Oleandern. Hier gibt es nur zwei Tavernen, den Campingplatz, Sand und Meer. Das ist ganz nach dem Geschmack der Ruhe suchenden Deutschen. Fehlende Einkaufsmöglichkeiten sind kein Problem für die Selbstversorger und die decken sich unterwegs gern auf Märkten oder direkt beim Bauern oder Fischer ein. Der geräumige Kühlschrank mit Gefrierfach macht´s möglich.

In der Nähe liegt die Burg Methoni. Karl und Walter beschließen, einen Ausflug dorthin zu machen. „Ein bisschen Kultur schadet nicht“, bestätigen sie sich gegenseitig. Die Größe dieses ehemaligen Militärstützpunkts der Venezianer beeindruckt beide dann sehr. Um 1500 wurde die Festung von 100.000 Türken belagert, denen nur 7.000 Venezianer gegenüber standen. So verlor nach wochenlangen Gefechten Venedig damals seinen bedeutenden Hafen an das osmanische Reich. In der Küstenstadt Messini verlassen die Freunde ihre Route am Meer entlang und fahren quer durchs Land wieder zurück an die Westküste. Ihre letzten drei Urlaubstage in Griechenland wollen sie wieder auf dem Campingplatz Melissa in Kyllini verbringen. Hier hat es ihnen am besten gefallen. Hier hat Karl Holzhauser das Griechenland seiner Jugend wieder gefunden. Auch ohne Eleni, die schwarzhaarige Griechin, in die er damals so verliebt war. Seine neue Leidenschaft jedenfalls heißt Melissa. Und die wird er auf jeden Fall wieder besuchen. Versprochen.